Wie gehe ich mit Kritik in kulturell gemischten Teams um? 

Vorgegebene kulturelle Verhaltensmuster unterstützen kulturelles "Schubladendenken". Sie untermauern Stereotype und reproduzieren Vorurteile und können so Konflikte verursachen.
Der angemessene Umgang mit Kritik beugt Konflikten vor. Es gibt hier keine kulturelle Standardlösungen.

Interkulturelle Kommunikation ist ein komplexes Thema, das oft mit kulturellen Modellen wie Hofstedes Kulturdimensionen oder der „Culture Map“ von Erin Meyer erklärt wird. Diese Modelle versprechen einfache Lösungen, indem sie Kulturen in Kategorien einordnen – etwa als „high-context“ oder „low-context“ Kommunikationsstile. Doch hilft das wirklich? Oder fördert es eher stereotype Denkmuster?

Vorsicht vor Stereotypen!

Solche Modelle bergen die Gefahr des „Schubladendenkens“. Sie suggerieren, dass sich Menschen rein nach kulturellen Schemata verhalten, anstatt als Individuen mit eigenen Kommunikationsstilen wahrgenommen zu werden. In der Praxis führt das oft zu Fehlinterpretationen und Konflikten, anstatt interkulturelle Verständigung zu fördern.

Konflikte sind nicht immer kulturell bedingt

Wenn es in multikulturellen Teams zu Spannungen kommt, wird oft vorschnell die kulturelle Herkunft als Ursache angenommen. Doch nicht jeder Konflikt ist kulturell bedingt! Vielmehr sollten die individuellen Hintergründe und Persönlichkeiten der Beteiligten in den Blick genommen werden. Pauschalaussagen wie „In diesem Land ist man eben nicht so direkt wie bei uns“ greifen zu kurz und können Konflikte sogar verstärken.

Individuelle Lösungen statt starrer Modelle

Für eine erfolgreiche interkulturelle Kommunikation ist es entscheidend, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Statt sich auf allgemeine Kulturmodelle zu verlassen, sollte man gezielt nachfragen: Wie möchte mein Gegenüber Feedback erhalten? Wie können wir eine gemeinsame Kommunikationsbasis finden? Ein offener und ehrlicher Austausch hilft dabei, Missverständnisse zu vermeiden.

Regeln für konstruktives Feedback

Gerade bei Kritik und Feedback empfiehlt es sich, universelle Prinzipien zu nutzen, die in fast allen Kulturen gut ankommen:

✅ Beobachtungen statt Bewertungen – Bleibe sachlich und vermeide Interpretationen.

✅ Keine Pauschalisierungen– Formuliere konkret, statt mit „immer“ oder „nie“ zu argumentieren.

✅ Ich-Botschaften statt Vorwürfe – Sprich von Deinen eigenen Wahrnehmungen.

✅ Respektvolle Haltung – Feedback sollte immer wertschätzend formuliert werden.

Perspektivwechsel gefragt!

Interkulturelle Kommunikation bedeutet, sich auf neue Sichtweisen einzulassen. Statt Menschen in kulturelle Schubladen zu stecken, sollten wir ihnen mit Offenheit begegnen. Welche Erfahrungen hast Du in der interkulturellen Kommunikation gemacht? Teile Deine Gedanken und lass uns gemeinsam voneinander lernen!

Gewaltfreie Kommunikation (nach Marshall Rosenberg)

Auch das Einüben der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg ist eine Möglichkeit, Kritik bzw. kritisches Feedback so zu formulieren, um uns über unsere eigenen Anliegen in einer Konfliktsituation bewusst zu werden. Außerdem hilft diese Methode dabei, uns so auszudrücken, dass unser Gegenüber uns auch zuhören mag. 

Die Gewaltfreie Kommunikation erfolgt in vier Schritten:

  1. Beobachtungen
    Was sehe ich, höre ich, nehme ich wahr, ohne mich selbst oder andere zu verurteilen? – Nicht bewerten oder interpretieren!
  2. Gefühle
    Was fühle ich, ohne jemand anderen dafür verantwortlich zu machen? – Fühlen, nicht denken!
  3. Bedürfnisse
    Auf welche unerfüllten Bedürfnisse weisen mich meine Gefühle hin? – Mit dem Herzen sehen, nicht verkopft analysieren!
  4. Bitten
    Worum möchte ich jemand anderen bitten? Und was möchte ich selbst tun? – Bitten und keinesfalls fordern!

Mehr Informationen über die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg gibt es auf dieser Website.

Perspektivwechsel!

Hast Du Dich schon einmal missverstanden oder ungerecht kritisiert gefühlt? Was löste dieses Gefühl in Dir aus? Was hättest Du in dieser Situation gebraucht? Wie hätte diese Kritik so formuliert werden können, ohne Dich zu verletzten?

Das Thema „Konflikte in der interkulturellen Zusammenarbeit“ lässt sich hervorragend in einem transkulturellen Coaching besprechen. Schreib mir eine E-Mail!

Herzliche Grüße

Eure

Martina Pauly

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