Erstmals als Coach dabei
Wie kommt man als Kirchen-Coach mit möglichst vielen Vertretern der eigenen Zielgruppe schnell ins Gespräch? Die Antwort: auf dem Kirchentag. Bislang war der evangelische Kirchentag für mich vor allem mit Arbeit verbunden – als Mitarbeitende einer kirchlichen Organisation, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, bedeutete Kirchentag vor allem Stress und Termine. 2025 war das anders: Andere Kolleginnen übernahmen die Standbetreuung und Organisation – und ich konnte mich ganz auf das konzentrieren, was mir besonders am Herzen liegt: Coaching, Begegnung und Vernetzung.
Markt der Möglichkeiten – und Begegnungen mit Tiefgang
Mein erster Weg führte mich zum „Markt der Möglichkeiten“, der bunten Ausstellungsfläche für kirchliche Gruppen, Werke und Initiativen. Dort traf ich Kollegen aus der VEM, kam mit neuen Akteuren ins Gespräch – und begegnete vielen am nächsten Tag überraschend erneut, in ganz anderem Kontext. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was den Kirchentag so besonders macht: inspirierende Begegnungen mit Überraschungseffekt.
In der Nachbarhalle präsentierten sich die großen Einrichtungen – EKD, diakonische Werke, Landeskirchen und Hochschulen. Hier zeigte sich, wie wertvoll mein Netzwerk im evangelischen Raum ist: Bei fast jedem Stand gab es bekannte Gesichter, die sich tatsächlich die Zeit nahmen, mit mir zu sprechen. Ich verteilte meine Postkarten zum Workshop und zu meinem neuen Buch „Kirche multikulturell“ – und wurde dabei so offen empfangen wie selten im kirchlichen Alltag. Der Kirchentag wurde für mich zum echten Markt der Möglichkeiten – im besten Sinne.
„Uns hat der Heilige Geist heute zusammengeführt“
Zwei Begegnungen haben mich besonders bewegt:
In einer kleinen katholischen Kirche besuchte ich einen Gottesdienst von Cross + Culture – gestaltet von Christen und Christinnen aus dem Iran, Ägypten, Ghana, dem Kongo, Kamerun und Deutschland.
Die Lieder wurden auf Arabisch gesungen, Texte in vier Sprachen gelesen und ein kleines Anspiel griff die Lebensrealität aus der erzählten Bibelgeschichte auf. Ein fröhlicher, vielstimmiger Gottesdienst – ganz anders als gewohnt. Und zutiefst berührend.
Am nächsten Tag wartete ich auf dem Vorplatz der Volkshochschule auf meinen Workshop. Es war ein warmer Maitag, ich lehnte mich mit zwei jungen Frauen an ein schattiges Backsteingebäude. Eine Kirchentagsmitarbeiterin kam vorbei und fragte uns, auf welchen Workshop wir warten. Die beiden Frauen verneinten – sie unterhielten sich nur. Ich hingegen sagte, dass ich gleich meinen Workshop halte.
Neugierig fragte eine der Frauen, worum es gehe – und wir kamen ins Gespräch. Sie erzählte mir von subtilen Rassismuserfahrungen in ihrem kirchlichen Arbeitskontext. Die Offenheit berührte mich. Am Ende kaufte sie mein Buch – mitten auf der Straße. Beim Abschied nahm sie mich in den Arm und sagte mit Tränen in den Augen: „Uns hat der Heilige Geist heute zusammengeführt.“ Ein Moment, den ich nicht vergessen werde.
Mein Workshop: Transkulturelles Lernen in der multikulturellen Kirche
Mein Workshop war der Höhepunkt meines Kirchentag-Aufenthalts – und ein voller Erfolg. Was ich nicht wusste: Kirchentags-Workshops sind beliebt. Sehr beliebt. Die Schlangen zur Anmeldung waren lang – und mein Workshop schnell ausgebucht.
Vor 24 Teilnehmenden sprach ich über Transkulturalität, über multikulturelle Kirche als Lernort und über die Herausforderungen, die Vielfalt mit sich bringt. Wir machten eine Übung zur autobiografischen Migrationsgeschichte und ein Rollenspiel zu Fremdheitserfahrungen. Das Feedback war durchweg positiv. Besonders bewegte mich ein Satz eines Teilnehmers: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mit so vielen fremden Menschen in so kurzer Zeit solche tiefgehenden Erfahrungen machen würde.“
Fazit: Ich komme wieder
Der Kirchentag 2025 wird mir in lebendiger Erinnerung bleiben. Begegnungen auf Augenhöhe, Raum für meine Coaching-Arbeit, Resonanz auf mein Buch und neue Netzwerke – all das hat diese 28 Stunden zu etwas ganz Besonderem gemacht. Und die Entscheidung, ob ich 2027 in Düsseldorf wieder dabei sein werde? Die ist bereits gefallen.
Eure
Martina