Transkulturelle Organisationsentwicklung beschreibt ein Konzept zur Unterstützung von Organisationen, die kulturelle Vielfalt ihrer Mitarbeitenden, Mitglieder und Zielgruppen als Stärke zu nutzen, um Chancengleichheit zu erhöhen und Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken. Der Prozess der transkulturellen Organisationsentwicklung zielt auf inhaltliche und strukturelle Veränderungen in der gesamten Organisation ab. Transkulturalität beschreibt in Abgrenzung zu den Begriffen Interkulturalität und Multikulturalität ein Kulturkonzept, in welchem sich Kulturen miteinander verbinden, vermischen und voneinander untrennbar zu betrachten sind.
Grundlegend für das Konzept ist beispielsweise das Kulturverständnis des Philosophen Wolfgang Welsch, der Kultur nicht als etwas Trennendes, sondern etwas Verbindendes versteht. Dabei gibt es bei der Begegnung zweier unterschiedlicher Kulturen stets Anknüpfungspunkte, die als Konsequenz zu einer Verwischung der Grenzen, möglicherweise aber auch zu einer Aufhebung dieser Grenzen führen können.
Anwendung des transkulturellen Konzepts auf Organisationen
Als transkultureller Coach und Nonprofit-Manager beschreibe ich erstmals einen dreistufigen Ansatz, mit dem sich Organisationen umfassend transkulturell transformieren können, um die kulturelle Vielfalt der Mitarbeitenden zu nutzen, wertzuschätzen und ihren gleichberechtigten Zugang zu allen Leitungspositionen zu gewährleisten.
Als Beispiel dient mir die Vereinte Evangelische Mission (VEM), ein internationaler christlicher Kirchenverband, der sich ab 1996 aus einer rein deutschen Missionsgesellschaft in eine transkulturelle Organisation umwandelte, in der alle Mitglieder aus Afrika, Asien und Deutschland gleichberechtigt mitwirken.
Aus meiner langjährigen Erfahrung sind folgende Ebenen hier zu berücksichtigen:
Ebene 1: Bewusstsein schaffen: Strukturelle Ungleichheiten wie Rassismus und koloniale Kontinuitäten im eigenen Kontext erkennen und hinterfragen, um Machtgefälle und Paternalismus in der gegenseitigen Wahrnehmung im Rahmen der Zusammenarbeit abzubauen. Das Erkennen der eigenen kulturellen Prägung und eigener Vorurteile gegenüber anderen Kulturen ist ein Ziel dieser Phase. Die Ebene der Bewusstseinsbildung für Ungleichheiten ist eine Voraussetzung dafür, dass eine transkulturelle Zusammenarbeit innerhalb einer Organisation oder eines Unternehmens gelingt.
Ebene 2: Zusammenarbeit auf Augenhöhe ermöglichen: Strukturen schaffen und kulturell heterogene Teams und Leitungsgremien bilden und befähigen, in jeder Hinsicht gleichberechtigt und vorurteilsfrei zusammenzuarbeiten. Wichtige Faktoren sind die Anwendung einer entsprechend kultursensiblen Budget- sowie die Personal- und Rekrutierungspolitik, aber auch die kulturell diverse Zusammensetzung von Leitungsgremien. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Leitende mit Migrationshintergrund kultursensiblere Entscheidungen treffen als Leitende ohne Zuwanderungsgeschichte. Außerdem werden in kulturell gemischten Teams maximal unterschiedliche Lebenserfahrungen, Perspektiven und Fähigkeiten gebündelt, die eine hohe Innovations- und Lösungskompetenz versprechen.
Ebene 3: Transformation verankern: Kulturelle Vielfalt als festen Bestandteil der Organisations‑DNA etablieren, z. B. durch ein transkulturelles Leitbild, um eine transkulturelle Organisationsentwicklung dauerhaft zu installieren. Darüber hinaus sind Verhaltenskodizes und Leitlinien zu entwickeln, die Abweichungen von Organisationsrichtlinien und Diskriminierungen wie Rassismus sanktionieren.
Ausgehend von dem genannten kirchlichen Beispiel sehe ich das Teilen gemeinsamer Werte, wie dies in religiösen Gemeinschaften oftmals der Fall ist, als vorteilhafte Basis zur Schaffung eines Zusammengehörigkeitsgefühls und einer Identifikation mit der Organisation in einem kulturell heterogenen Umfeld. Es können aber auch andere geteilte Werte z.B. aus den Bereichen Sport, Musik usw. als gemeinsame Grundlage einer Zusammenarbeit dienen.
Im Unterschied zur interkulturellen Perspektive, die vor allem Differenzen betont, richtet sich der transkulturelle Entwicklungsansatz damit auf das Verbindende und zielt darauf ab, die Stärken aller Kulturen in durchweg kulturdiversen Teams und Leitungsgremien zusammenzuführen.
In der zunehmenden kulturellen Vielfalt der deutschen Einwanderungsgesellschaft sehe ich eine generelle Notwendigkeit für eine bewusste transkulturelle Transformation von Organisationen und Unternehmen.
Gerne begleite ich Euch auf dem Weg hin zur transkulturellen Organisation. Nutzt für ein kostenfreies Erstgespräch einfach den Kontakt-Button!
Liebe Grüße
Eure Martina