Partnerschaftliche Beziehungen zwischen deutschen kirchlichen Partnern und den Kirchen im Globalen Süden erfordern ebenfalls eine besondere Sensibilisierung mit Blick auf die in Deutschland immer noch vorhandenen kolonialen Kontinuitäten und Ungleichheiten in Kirche und Gesellschaft. Dies gilt vor allem dann, wenn diese Beziehungen durch die Vorstellung der herkömmlichen Entwicklungshilfe geprägt sind.
Der Fokus solcher Partnerschaften liegt hier vielfach auf der Bereitstellung finanzieller Mittel für Bauprojekte wie Schulen und Kirchen durch die deutsche Geberseite. Das häufig betonte Prinzip “Wir für euch” lässt aber nur eine Wirkrichtung zu. Solche Partnerschaftsbeziehungen sind in der Regel durch ein Geber-Nehmer-Gefälle in Nord-Süd-Richtung gekennzeichnet. Nicht selten herrschen hier paternalistische Denk- und Verhaltensweisen auf Seiten der deutschen Partner vor.
Die dauerhafte finanzielle Abhängigkeit von den Gebern im Norden kann sich zudem negativ auf die Empfängerseite im Süden auswirken. Unter Umständen herrscht hier ein Gefühl der Abhängigkeit und Unterlegenheit gegenüber den finanziell potenteren Partnern vor, da die Empfängerseite scheinbar nichts Substantielles in die gemeinsame Partnerschaft einbringen kann und die deutsche Geberseite die Partnerschaftsbeziehung in jeder Hinsicht dominiert. Die unterschiedliche finanzielle Potenz der internationalen Partner und die Folgen dieses Ungleichgewichts bestimmen heute immer noch die Arbeit und Beziehungen zahlreicher internationaler kirchlicher Partnerschaften.
Wie kann dieses finanzielle Ungleichgewicht mit den beschriebenen Folgen für die Verhaltens- und Denkmuster von Unterlegenheit und Überlegenheit überwunden werden? Im Idealfall findet eine Verständigung darüber statt, wie beide Partner insbesondere nicht-finanzielle Beiträge zur gegenseitigen Wertschätzung in die gemeinsame Partnerschaft einbringen können. Hier gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, das finanzielle Ungleichgewicht in internationalen kirchlichen Partnerschaftsbeziehungen zu überwinden, die im Folgenden skizziert werden.
Die Frage, wie kirchliche Partnerschaften gestaltet werden können, dass sie den Prinzipien von Gleichheit und Fairness entsprechen, ist für viele Partnerschaftsbeteiligte heute von Bedeutung. Denn, obwohl die zahlreichen und vielfach langjährigen kirchlichen Partnerschaften zwischen den Partnern in Deutschland und im Globalen Süden einen signifikanten Beitrag zur globalen Gerechtigkeit geleistet haben, wird in den Partnerschaftskreisen oftmals bedauert, dass der Fokus ihrer Arbeit nach wie vor auf dem Geld und der Projektunterstützung liegt.
Andererseits hat sich inzwischen das Blatt gewendet. In vielen Kirchen des Südens hat ein Generationswechsel in der Partnerschaftsarbeit stattgefunden. Jüngere Partnerschaftsbeauftragte treten heute selbstbewusster auf und vertreten die Auffassung, dass kirchliche Partnerschaften nicht mehr nur auf finanzielle Unterstützung reduziert werden dürfen.
Mehr zu diesem Thema hier in meinem neuen Buch „Kirche multikulturell“ aus der Perspektive des transkulturellen Kirchen-Coaching oder schreibt mir, welche Herausforderungen in Euren Partnerschaftsgruppen bestehen und wie Ihr damit umgeht.
Herzliche Grüße
Eure
Martina