Warum transkulturelles Coaching im kirchlichen Bereich?

Wofür ist transkulturelles Coaching im kirchlichen Bereich nützlich? Und was bedeutet überhaupt "transkulturell"?
Ein buntes Kreuz mit vier bunten Kerzen

Coaching zur Begleitung der Karriere- und Lebensplanung oder von Leitungskräften in Unternehmen ist mittlerweile vielfach bekannt, aber was ist transkulturelles Coaching? Und wofür ist es nützlich? Die Erklärung ist einfach: Transkulturelles Coaching kann dort hilfreich sein, wo es um die Internationalisierung von Organisationen geht, die beispielsweise ihre Struktur, Entscheidungswege oder Programme aus einer deutschen Tradition heraus mit multikultureller Blickrichtung weiterentwickeln wollen. 

Evangelische Kirche ist durchweg deutsch geprägt

Ein gutes Beispiel dafür ist die evangelische Kirche, die gegenwärtig nicht nur von der Kirchenleitung bis zum Gemeindepfarrer, sondern auch in ihrer Theologie, ihren Gottesdienstformen, kurzum die in ihrer gesamten strukturellen und inhaltlichen Ausrichtung mehrheitlich immer noch traditionell deutsch geprägt ist. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer mit Migrationshintergrund oder aus internationalen Gemeinden gibt es zwar, sie sind in deutschen Landeskirchen heute aber immer noch die Ausnahme. Meistens kommen diese Pfarrerinnen und Pfarrer dort zum Einsatz, wo es um internationale Gemeinden oder weltweite Ökumene geht. Kirchenleitungen, die die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegeln, gibt es bis heute in keiner der 20 evangelischen Landeskirchen. 

Die meisten Landeskirchen sind noch nicht so weit wie beispielsweise die Evangelische Kirche von Westfalen, die sich nicht nur für Diversität einsetzt, sondern die bis 2030 selbst zu einer Kirche in Vielfalt werden will, um in der heutigen Gesellschaft anschlussfähiger zu sein. Auch die Nordkirche möchte ich in diesem Zusammenhang positiv erwähnen. Sie hat sich beispielsweise die Anti-Rassismusarbeit in ihren eigenen Reihen auf die Fahne geschrieben.

Bedürfnisse erkennen und Ressourcen nutzen

An diesem Punkt kommt das transkulturelle Coaching ins Spiel. Der transkulturelle Coach begleitet den Internationalisierungsprozess, indem zur Selbstreflexion über die eigene Struktur, Stellenbesetzung, theologische Anziehungskraft oder Bedürfnisse der Menschen außerhalb der eigenen Blase angeregt wird. Dies geschieht zumeist anhand von gezielten Fragestellungen, mit denen die Ressourcen und Bedürfnisse der aus vielen verschiedenen Kulturen stammenden Haupt- und Ehrenamtlichen ermittelt werden. Die jeweiligen Antworten lassen sich dann für die Entwicklung neuer, zeitgemäßer Mitbestimmungs-, Ausbildungs- oder Gottesdienstkonzepte nutzen. Im Grunde geht es darum, die Perspektive zu wechseln, und zwar auf allen Seiten und auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens. Und letztlich muss der Wille vorhanden sein, Macht abzugeben und Leitungs- und Schlüsselpositionen auch mit Menschen zu besetzen, die aus anderen Kulturen zu uns gekommen sind.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass Internationalisierungsprozesse auch schmerzhaft und konfliktreich sein können, wenn Erwartungen enttäuschtÄngste ausgelöst oder Vorurteile und Diskriminierungen offengelegt werden. Standesdünkel und deutsche Dominanz spielen auch in der kirchlichen Welt immer noch eine Rolle. Das transkulturelle Coaching bietet hier einen geschützten Raum, in dem sich die Beteiligten diesen herausfordernden Themen behutsam annähern, Verständnis füreinander entwickeln und gemeinsam nach Lösungen suchen können.

Unterscheidung zwischen interkulturell und transkulturell

Und was ist nun der Unterschied zwischen interkulturellen und transkulturellen Beziehungen? Mit „interkulturell“ werden die Beziehungen zwischen den Kulturen beschrieben. Der Begriff der Transkulturalität geht darüber hinaus und verbindet zwei oder mehrere Kulturen zu einer neuen, gemeinsamen Kultur. Bei der Transkulturalität geht es letztlich darum, aus den kulturellen Unterschieden Gemeinsamkeiten zu entwickeln. Und je mehr gemeinsame Werte zwischen den Beteiligten vorhanden sind, desto einfacher lassen sich zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Das ist ein kreativer Prozess und ergibt am Ende mehr als die Summe der Einzelkulturen. Im Erfolgsfall entsteht dann bei allen Mitwirkenden das Gefühl, Teil einer besonderen Gemeinschaft zu sein, die den Puls der Zeit mitbestimmt.

Perspektivwechsel!

Wo seid Ihr im kirchlichen Kontext mal in der Minderheit gewesen? Wie hat sich das angefühlt? Was hättet Ihr Euch in dieser Situation gewünscht? Hat Euch diese Erfahrung auf irgendeine Weise später beeinflusst?

Schreibt mir, wenn Ihr mehr darüber erfahren wollt!

Mit lieben Grüßen

Eure 

Martina Pauly

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